Beigegeben ein Gutachten von Giuseppe Sava, ohne Ort, 1. Dezember 2022, in Kopie.
Der Antwerpener Bildhauer war besonders im Bereich der Grab- und Ehrenplastik hoch angesehen, weshalb er wiederholt nach Deutschland und Dänemark berufen wurde. Ein bedeutendes Beispiel seiner Könnerschaft in diesem Genre ist das prächtige Grabdenkmal für Christian de Lente in der Peterskirche in Kopenhagen. Dieser verstarb zwar erst 1725, hatte jedoch bereits zu Lebzeiten sein Kenotaph von Quellinus anfertigen lassen, wie die auf dem schwarzen Marmor eingravierte Inschrift bezeugt. Für uns von besonderem Interesse an diesem marmorne Werk sind jedoch die beiden trauernden Putti zu beiden Seiten der Urne. Ihre überkreuzten Beine und die dynamisch drapierten Gewänder weisen deutliche Parallelen zu den hier untersuchten allegorischen Putti auf. Zudem ähneln sie diesen in ihren pausbäckigen Gesichtern, den leuchtenden Augen und dem kleinen, vollen Mund. Die Bedeutung des dänischen Monuments liegt auch darin, dass es eine der spätesten Arbeiten des Künstlers darstellt. In ihr spiegelt sich ein reifes, bereits vom Geist des 18. Jahrhunderts geprägtes Empfinden wider - jenes, das auch die Putti mit den Symbolen von Venus und Merkur beseelt, die zweifellos aus derselben Zeit stammen. Auf den ersten Blick wirken sie nahezu symmetrisch - sowohl in ihrer Haltung als auch im knappen Gewand, das von einem Gürtel mit einer kunstvollen, juwelenbesetzten Schließe gehalten wird. Der Stoff gleitet seitlich herab und bäumt sich auf, als würde ihn ein Windhauch erfassen, wodurch bei beiden Figuren der Unterleib unbedeckt bleibt. Weit davon entfernt, bloß dekorative Elemente zu sein, verweisen diese aus weißem Carrara-Marmor gefertigten und auch auf der Rückseite sorgfältig ausgearbeiteten Skulpturen auf zwei heidnische Gottheiten: Venus und Merkur. Ursprünglich waren sie vermutlich Teil eines größeren Figurenensembles. Die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Anmut wird durch das lächelnde Mädchen verkörpert, das eine elegante Frisur aus langen, lockigen Haaren trägt, durchzogen von Perlenschnüren. Mit der rechten Hand hält sie eine Taubenpaar an ihrer Brust - ein typisches Attribut der Venus. In derselben Hand umfasst sie einen zylindrischen, an der Spitze durchbrochenen Gegenstand, möglicherweise das Fragment eines Spiegels, der häufig als weiteres Symbol der Venus dient.
Literatur:
Vgl. Jörg Rasmussen, Barockplastik in Norddeutschland, Mainz 1977, S. 416-417.
Vgl. Sergej Androsov, Konstanty Kalinowski (Hrsg.) Werke von Thomas Quellinus in Rußland und Polen, in Studien zur Barocken Gartenskulptur, Poznan 1999, S. 97-116.
Vgl. Paul Philippot, Denis Coekelberghes, Pierre Loze und Dominique Vautier, L‘architecture religieuse et la sculpture baroques dans les Pais-Bas meridionaux et le Principaute de Liège 1600-1770, Den Haag 2003. (1432095) (13)
Thomas Quellinus,
1661 Antwerp – 1709 ibid.
VENUS AND MERCURY IN THE SHAPE OF PUTTI
Height: ca. 97 cm.
Beginning of the 18th century.
Accompanied by an expert’s report by Giuseppe Sava, n.d., 1 December 2022 (in copy).
Literature:
cf. Jörg Rasmussen, Barockplastik in Norddeutschland, Mainz 1977, pp. 416-417.
cf. Sergej Androssow, Werke von Thomas Quellinus in Rußland und Polen, in: Studien zur Barocken Gartenskulptur, Konstanty Kalinowski (ed.), Poznan 1999, pp. 97-116.
cf. Paul Philippot, Dennis Coekelberghs, Pierre Loze, Dominique Vautier, L’architecture religieuse et la sculpture baroques dans les Pays-Bas méridionaux et le Principauté de Liège 1600 – 1770, The Hague 2003.