Links unten signiert.

Beigegeben eine Expertise von Madame Marie-Anne Destrebecq-Martin, (für Catalogue raisonné d´Henri Martin), Razac de Soussignac, 4. Mai 2022.

Das betonte Hochformat sollte ganz der Enge der Gasse entsprechen, die hier aus erhöhtem Standpunkt erfasst wird. Es ist ein Blick, der ebenso tief in die Gasse wie nach oben in die hügelige Weite führt. Geschlossene Fensterläden und das Licht auf den Hausmauern vermitteln eine südländische Mittagsruhe, einzig belebt durch eine schwarz gekleidete Frau, weit unten in der Häuserschlucht, während das Grün der Hügel sich über die Ziegeldächer erhebt. Das Gemälde entstand in den 1920er Jahren, als Martin ein Haus in Collioure am Mittelmeer nahe der spanischen Grenze erwarb.

Der Maler zählt als Impressionist zu den bedeutendsten Vertretern der Klassischen Moderne. Der Sohn eines Handwerkers und einer Italienerin ging 1877 zu Jules Garipuy an die École Supérieure des Beaux-Arts de Toulouse. Zwei Jahre später zog er bereits mit einem Stipendium nach Paris zu Jean-Paul Laurens. Eine erste Medaille erhielt er 1883 im Pariser Salon. 1886 folgte dort seine erste Ausstellung seiner Werke, wofür er 1889 mit der Goldmedaille ausgezeichnet und alsbald Mitglied der Ehrenlegion wurde. Zusammen mit Edmond Aman-Jean begab er sich auf eine Studienreise nach Italien. Zurück in Paris, veranstaltete er 1886 eine weitere Ausstellung im Salon. Erfolge hatte er bei einer Einzelausstellung in der Pariser Galerie Mancini. Den großen Preis erhielt er auf der Weltausstellung von 1900. Große Aufträge blieben nicht aus, so etwa für Wandbilder im Pariser Rathaus 1895 oder im Capitol in Toulouse 1903-1906. Mit Rodin befreundet, unterrichtete er an Akademien, so etwa auch in Belgien, dann als Lehrer an der Academie Vitti, wo er 1917 Nachfolger von Ferrier an der Académie des Beaux-Arts in Paris wurde. Der Wandel in seinem Schaffen zeigt ihn als Neo-Impressionist ebenso wie als Pointillist, der auf Kunstrichtungen wie Primitivismus und Divisionismus Einfluss hatte. Seine letzten Bilder entstanden in der Zurückgezogenheit seines Hauses in Labastide-du-Vert, wo er die letzten Lebensjahre verbrachte.

Provenienz:
Nachlass Monsieur X., Paris, 6. Arrondissement. (1431572) (11)



Henri Martin,
1860 Toulouse – 1943 Labastide-du-Vert

RUE DE COLLIOURE

Oil on canvas.
101 x 61 cm.
Signed lower left.

Accompanied by an expert’s report by Marie-Anne Destrebecq-Martin, (for the catalogue raisonné d’Henri Martin), Razac-de-Soussignac, 4 May 2022.

Provenance:
Estate of Monsieur X., Paris, 6. Arrondissement.