JOSEF WOPFNER (1843 Schwaz - München 1927) – Die beiden Waisen (Irene Keller in the Pierrette artists' festival costume)
Das Werk Wopfners setzt sich nicht nur aus Chiemsee-Ansichten zusammen, sondern greift auch Themen auf, die ernsteren Inhalts sind. Zwei Mädchen in Trauerkleidung sitzen auf einer Parkbank, wobei die Blonde, dem Kummer nachgibt und ihren Kopf auf die Schulter der Schwester gelegt hat. Dieses Gemälde wurde wohl noch während Trübners Wirkzeit im Leibl-Kreis ausgeführt, doch ist auch der Einfluss der französischen Malerei erkennbar. 1872, als der französische Realist Gustave Courbet auf seiner Reise nach Wien in München verweilte, soll Leibl, der Courbet bereits 1869 auf der Internationalen Kunstausstellung kennengelernt hatte, Wopfner diesem vorgestellt haben. In diesen Jahren sollte die französische Malerei – auch ausgehend von Manet, der Berthe Morisot 1872 in ganz ähnlichem Dress und mit „Trauerhut“ porträtiert hatte (Musée d’Orsay, Paris, Inv.-Nr. RF 1998 30) – die Sehweise der jungen Münchener Künstler wesentlich verändern. Laut Irmgard Holz könnte das Gemälde ebensogut ein märchenhaftes Motiv darstellen, in den 1870er Jahren schuf er zahlreiche Märchensujets (vgl. Holz/Rauch, S. 34, 63, 91).
Holz/Rauch 46.
Literatur:
Irmgard Holz und Alexander Rauch, Josef Wopfner. 1843-1927, Rosenheim 1989, Kat.-Nr. 46, S. 185, mit Abb.
Provenienz:
Hugo Helbing, München, Auktion 29.1.1929, Los 154, Taf. 5;
Dr. Wigger, in obiger Auktion erworben;
Münchner Kunsthandel, dort in den 1960er Jahren erworben;
seitdem in Privatbesitz, Bayern;
im Erbgang an den heutigen Besitzer.