Prix actuel 21.11.2024

Jusepe de Ribera

Lot 180
SAN ROCCO
Öl auf Leinwand.

86 x 68 cm

Lot 180
SAN ROCCO
Öl auf Leinwand.
86,0 x 68,0 cm

Estimation:
€ 130.000 - 180.000
Enchère: 11 Jours

Hampel Fine Art Auctions

Lieu: Munich
Enchère: 05.12.2024 11:00 Date
Numéro d’enchère: 142
Nom d’enchère: DEZEMBER-AUKTIONEN - Gemälde Alte Meister - Teil 1

Détails du Lot


Beigegeben Expertisen von Luigi Salerno; Nicola Spinosa, 15. Oktober 2014; Claudio Strinati, März 2015, jeweils in Kopie.

Das Gemälde zeigt einen Mann mittleren Alters lebensgroß im Halbbildnis. Vor olivbraunem Hintergrund hebt sich das von links oben beschienene Gesicht ab, gerahmt von schwarzem Haar und halblangem Bart. Eine hell beleuchtete, von der Kleidung unbedeckte Hautpartie korrespondiert als Lichtfleck zum Gesicht, das mit nahezu einnehmendem Blick auf den Betrachter gerichtet ist. Einen großen Teil der Bildfläche nimmt der Oberkörper ein, bekleidet mit schwarzem Schultercape und dem bauschig darübergelegten braunen Mantel. Der nach links geneigte Kopf lässt dem breitkrempeligen schwarzen Hut über der Schulter Raum. Cape und Hut sind hier Attribute, die eine Benennung des Dargestellten als Rochus erlauben. Das Bild zeigt sich jedoch eindeutig als Portrait eines Zeitgenossen, möglicherweise eine Person namens Rochus, an dessen Namenspatron durch die Attribute erinnert werden soll.
Dem Gemälde ist eine weitere Rochus Darstellung Riberas danebenzustellen (Museum Prado, 212 x 144 cm.). Es zeigt den nämlichen Mann, identisch in Kopfhaltung und Physiognomie, jedoch in Ganzfigur und mit den weiteren Attributen des Heiligen: dem Stab, dem Hund mit Brot im Maul, der gemäß der Legende den Heiligen während seiner Abgeschiedenheit mit Nahrung versorgt haben soll, sowie dem vorgestellten Oberschenkel. Bezeichnenderweise jedoch fehlt im Prado-Bild eine Pestbeule am Bein. Dies ist nur erklärbar, wenn es sich auch dort nicht um die Darstellung des Heiligen selbst handelt, sondern um ein Portrait eines Herrn mit diesem Namen, der eben keineswegs Krankheitsmerkmale zeigt, womit das Bein auch dort lediglich als Attributverweis auf den Namen zu verstehen ist.
In den Jahren 1631-32 schuf Ribera eine Reihe von Portraitbildnissen, die später in andere Bildzusammenhänge – etwa als Philosophen oder Heilige – eingebracht wurden. Der in Spanien geborene Maler verbrachte jedoch die längste Zeit seines Lebens in Italien, wenngleich der Biograf und Maler Antonio Palomino de Castro y Velasco berichtet, Ribera hätte seine erste Ausbildung bei Francisco Ribalta (1565-1628) erhalten. Dessen brauntonige Malweise hat Ribera jedoch weitergeführt und durch italienische Einflüsse zur Steigerung gebracht. Wann er nach Italien kam, ist nicht bekannt, jedenfalls wissen wir, dass er in Parma und Rom gearbeitet und 1616 in Neapel geheiratet hat. 1626 wird er als Mitglied der Akademie genannt, 1631 als Ritter des Päpstlichen Ordens. Stets noch mit Spanien verbunden, erhielt er Aufträge der spanischen Vizekönige. Die tenebrose Farbskala seiner Werke vermochte gerade Märtyrerdarstellungen, Charakterköpfen oder Philosophengestalten unverwechselbaren Ausdruck zu verleihen. Seine Werke gelten als Höhepunkte in den bedeutendsten Museen und Sammlungen weltweit.

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.

Literatur:
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, l’opera completa, Neapel 2006.
Vgl. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-1652, Köln 2000.
Vgl. Alfonso E. Perez Sanchez, Nicola Spinosa, Jusepe De Ribera 1591-1652. Katalog der Ausstellung im Metropolitan Museum. New York 1992,
Vgl. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: prints and drawings. Katalog zur Ausstellung im Art Museum, Princeton University, Oktober-November 1973, New Jersey 1973. (1401251) (11)



Jusepe de Ribera,
also known as “lo Spagnoletto”,
1588/91 Xàtiva/Valencia – 1652 Naples

SAINT ROCH

Oil on canvas.
86 x 68 cm.

Accompanied by expert’s reports by Luigi Salerno; Nicola Spinosa, 15 October 2014; Claudio Strinati, March 2015, each in copy.

The painting shows a life-size half-length portrait of a middle-aged man. His face is illuminated from the top left and stands out against an olive-brown background; it is framed by his black hair and medium-long beard. A cloak and hat are attributes identifying the depicted as Saint Roch. The painting is, however, clearly also a portrait of a contemporary, possibly a person named Roch, whose namesake is intended to be commemorated by the attributes. Another depiction of Saint Roch by Ribera compares well to the present painting (Prado Museum, 212 x 144 cm). It shows the same man, identical in head position and physiognomy, but in full-length portrait and with the Saint’s other attributes: the walking staff, a dog with a loaf of bread in its mouth, which, according to legend, is said to have provided the saint with food during his seclusion, and the saint’s presented thigh. Significantly, however, the plague boil on his leg is missing in the Prado painting. This can only be explained if this is not a depiction of the saint himself, but rather a portrait of a gentleman with the same name who does not show any signs of illness, which means that the leg is only to be understood as an attribute reference to the name. In the years 1631-32 Ribera created a series of portraits that were later incorporated into other contexts – for example as philosophers or saints.

Literature:
cf. Nicola Spinosa, Ribera. l’opera complete, second expanded edition, Napoli 2006.
cf. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-1652, Cologne 2000.
cf. Alfonso E. Pérez Sánchez, Nicola Spinosa, Jusepe De Ribera 1591-1652, exhibition catalogue, Metropolitan Museum, New York 1992.
cf. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: Prints and Drawings, exhibition catalogue, Art Museum, Princeton University, October – November 1973. Princeton University, Princeton, New Jersey 1973.
Lot Details


Beigegeben Expertisen von Luigi Salerno; Nicola Spinosa, 15. Oktober 2014; Claudio Strinati, März 2015, jeweils in Kopie.

Das Gemälde zeigt einen Mann mittleren Alters lebensgroß im Halbbildnis. Vor olivbraunem Hintergrund hebt sich das von links oben beschienene Gesicht ab, gerahmt von schwarzem Haar und halblangem Bart. Eine hell beleuchtete, von der Kleidung unbedeckte Hautpartie korrespondiert als Lichtfleck zum Gesicht, das mit nahezu einnehmendem Blick auf den Betrachter gerichtet ist. Einen großen Teil der Bildfläche nimmt der Oberkörper ein, bekleidet mit schwarzem Schultercape und dem bauschig darübergelegten braunen Mantel. Der nach links geneigte Kopf lässt dem breitkrempeligen schwarzen Hut über der Schulter Raum. Cape und Hut sind hier Attribute, die eine Benennung des Dargestellten als Rochus erlauben. Das Bild zeigt sich jedoch eindeutig als Portrait eines Zeitgenossen, möglicherweise eine Person namens Rochus, an dessen Namenspatron durch die Attribute erinnert werden soll.
Dem Gemälde ist eine weitere Rochus Darstellung Riberas danebenzustellen (Museum Prado, 212 x 144 cm.). Es zeigt den nämlichen Mann, identisch in Kopfhaltung und Physiognomie, jedoch in Ganzfigur und mit den weiteren Attributen des Heiligen: dem Stab, dem Hund mit Brot im Maul, der gemäß der Legende den Heiligen während seiner Abgeschiedenheit mit Nahrung versorgt haben soll, sowie dem vorgestellten Oberschenkel. Bezeichnenderweise jedoch fehlt im Prado-Bild eine Pestbeule am Bein. Dies ist nur erklärbar, wenn es sich auch dort nicht um die Darstellung des Heiligen selbst handelt, sondern um ein Portrait eines Herrn mit diesem Namen, der eben keineswegs Krankheitsmerkmale zeigt, womit das Bein auch dort lediglich als Attributverweis auf den Namen zu verstehen ist.
In den Jahren 1631-32 schuf Ribera eine Reihe von Portraitbildnissen, die später in andere Bildzusammenhänge – etwa als Philosophen oder Heilige – eingebracht wurden. Der in Spanien geborene Maler verbrachte jedoch die längste Zeit seines Lebens in Italien, wenngleich der Biograf und Maler Antonio Palomino de Castro y Velasco berichtet, Ribera hätte seine erste Ausbildung bei Francisco Ribalta (1565-1628) erhalten. Dessen brauntonige Malweise hat Ribera jedoch weitergeführt und durch italienische Einflüsse zur Steigerung gebracht. Wann er nach Italien kam, ist nicht bekannt, jedenfalls wissen wir, dass er in Parma und Rom gearbeitet und 1616 in Neapel geheiratet hat. 1626 wird er als Mitglied der Akademie genannt, 1631 als Ritter des Päpstlichen Ordens. Stets noch mit Spanien verbunden, erhielt er Aufträge der spanischen Vizekönige. Die tenebrose Farbskala seiner Werke vermochte gerade Märtyrerdarstellungen, Charakterköpfen oder Philosophengestalten unverwechselbaren Ausdruck zu verleihen. Seine Werke gelten als Höhepunkte in den bedeutendsten Museen und Sammlungen weltweit.

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.

Literatur:
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, l’opera completa, Neapel 2006.
Vgl. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-1652, Köln 2000.
Vgl. Alfonso E. Perez Sanchez, Nicola Spinosa, Jusepe De Ribera 1591-1652. Katalog der Ausstellung im Metropolitan Museum. New York 1992,
Vgl. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: prints and drawings. Katalog zur Ausstellung im Art Museum, Princeton University, Oktober-November 1973, New Jersey 1973. (1401251) (11)



Jusepe de Ribera,
also known as “lo Spagnoletto”,
1588/91 Xàtiva/Valencia – 1652 Naples

SAINT ROCH

Oil on canvas.
86 x 68 cm.

Accompanied by expert’s reports by Luigi Salerno; Nicola Spinosa, 15 October 2014; Claudio Strinati, March 2015, each in copy.

The painting shows a life-size half-length portrait of a middle-aged man. His face is illuminated from the top left and stands out against an olive-brown background; it is framed by his black hair and medium-long beard. A cloak and hat are attributes identifying the depicted as Saint Roch. The painting is, however, clearly also a portrait of a contemporary, possibly a person named Roch, whose namesake is intended to be commemorated by the attributes. Another depiction of Saint Roch by Ribera compares well to the present painting (Prado Museum, 212 x 144 cm). It shows the same man, identical in head position and physiognomy, but in full-length portrait and with the Saint’s other attributes: the walking staff, a dog with a loaf of bread in its mouth, which, according to legend, is said to have provided the saint with food during his seclusion, and the saint’s presented thigh. Significantly, however, the plague boil on his leg is missing in the Prado painting. This can only be explained if this is not a depiction of the saint himself, but rather a portrait of a gentleman with the same name who does not show any signs of illness, which means that the leg is only to be understood as an attribute reference to the name. In the years 1631-32 Ribera created a series of portraits that were later incorporated into other contexts – for example as philosophers or saints.

Literature:
cf. Nicola Spinosa, Ribera. l’opera complete, second expanded edition, Napoli 2006.
cf. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-1652, Cologne 2000.
cf. Alfonso E. Pérez Sánchez, Nicola Spinosa, Jusepe De Ribera 1591-1652, exhibition catalogue, Metropolitan Museum, New York 1992.
cf. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: Prints and Drawings, exhibition catalogue, Art Museum, Princeton University, October – November 1973. Princeton University, Princeton, New Jersey 1973.

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