Es ist eine Eigenart Josef Heintz d.J., dass in seinem Werk ein gewisser Eklektizismus vorherrscht, der einem gleichzeitigen Interesse an verschiedenen Stilen geschuldet ist, und der Tatsache, dass sich sein Schaffen mitunter auch an der jeweilig herrschenden Mode orientierte. So sind einerseits noch stark dem Manierismus verpflichtete Werke seiner Hand bekannt, andererseits dem durch den Dänen Bernardo Keilhau (1624-1687) in die Lagunenstadt eingeführten Naturalismus verpflichtete Werke, während gerade das hier angebotene Gemälde mit der Stierjagd im Campo San Polo von dem farcenhaften Impetus des Callot erfüllt ist – dadurch erhielt er auch den Beinamen „pittore di più pennelli“.
Dargestellt ist hier die Jagd auf die Stiere auf dem Campo di San Polo. Es ist das beliebteste, aber auch das blutigste tradtionelle venezianische Fest, das während des Karnevals zelebriert wurde. Es war eine Hatz auf Stiere und oft auch Ochsen, zu denen die eingesetzten Hunden speziell ausgebildet wurden. Stiere, die sich losrissen, konnten unter den umherstehenden Schaulustigen eine – nicht immer ungewollte – Panik hervorrufen, die bei Zuschauern, die das Treiben auf Balkonen und von Fenstern aus beobachteten, natürlich ausblieb und in Belustigung umschlug.
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Joseph Heintz the Younger,
1600 Augsburg – 1678 Venice, follower of
THE CACCIA DEI TORI
Oil on canvas. Old relining.
73 x 91 cm.
Depiction of the bull hunt in Campo di San Polo. It is the most popular, but also the bloodiest traditional Venetian festival celebrated during the carnival.