Internationale Kunstausstellung 1909, Berliner Secession, Berlin, 1909, cat. no. 195 (titled: Märzenschnee) (with a label on the reverse of the stretcher). Walther Rathenau 1867-1922. Die Extreme berühren sich, Deutsches Historisches Museum, Berlin, December 9, 1993 - February 8, 1994, cat. no. 2/33, illustrated in color on p. 302. Max Pechstein. Sein malerisches Werk, Brücke Museum Berlin / Kunsthalle Tübingen / Kunsthalle Kiel, 1996/97, cat. no. 13 (illustrated in color) (titled: “Märzenschnee III”). Im Farbenrausch. Munch, Matisse, and the Expressionists, Museum Folkwang, Essen, September 29, 2012-January 13, 2013, cat. no. 126, illustrated in color on p. 238
Walther Rathenau Collection, Berlin (1909-1922). Walther Rathenau Estate (1922/23). Walther Rathenau Foundation (1923-1934). Collection of Fritz and Edith Andreae, née Rathenau (1934-1936: Mandelbaum & Kronthal ). Private collection North Rhine-Westphalia (probably acquired from Galerie Großhennig in the late 1950s). In family ownership since then: Private collection, South Germany. Amicable agreement between the above and the heirs of Fritz and Edith Andreae (2025). The work is free of restitution claims. The offer is made in an amicable agreement with the heirs of Fritz and Edith Andreae on the basis of a fair and just solution.
Schon im Entstehungsjahr zeigt Hermann Max Pechstein dieses Gemälde auf der Internationalen Kunstausstellung der Berliner Sezession. Schon am ersten Tag kann er dieses Gemälde für 300 Reichsmark verkaufen. Der neue Besitzer ist kein anderer als Walther Rathenau, der später der deutsche Außenminister werden wird. Dieser Verkauf ermöglicht es dem Künstler, "einen seit langem gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen und den Sommer am Meer zu verbringen, um sich 'ganz seinem freien Schaffen hinzugeben'" (zit. nach: M. Moeller, in: Ausst.-Kat. Berlin/Tübingen/Kiel 1996/97, S. 14). Er wird Nidden für diesen ausgedehnten Sommeraufenthalt wählen, wo einige seiner bedeutendsten Bilder entstehen. Unser "Märzenschnee: Der Bahndamm" zeigt in gleißender Helligkeit den besonderen Eindruck eines späten Wintereinbruchs. Pechstein geht in diesem Gemälde weit über die impressionistischen Sehweisen hinaus. Wie beeindruckend die Wirkung von Pechsteins Arbeiten von Anfang 1909 im Vergleich zu Werken andere Künstler außerhalb der "Brücke"-Gemeinschaft gewesen sein muss, wird anhand einer Erinnerung des Künstlers deutlich. So schreibt er im Rückblick auf die Ausstellung der Berliner Secession: "Am Eröffnungstag durchfuhr mich selbst ein Schreck, als ich feststellen mußte, wie stark und eindeutig meine Formensprache gegenüber dem Impressionismus sich Geltung erzwang" (Max Pechstein, Erinnerungen, Stuttgart 1993, S. 33f.). Ein Brief an Rosa Schapire zeigt, mit welcher Spontanität und inneren Notwendigkeit er die Besonderheit der Lichtstimmung des späten Schnees im Frühjahr festhalten musste: "Ich hätte ihr liebes Schreiben schon eher beantwortet, wenn ich nicht gerade jetzt den Schnee noch malen wollte, und nun kamen noch einige Sonnenuntergänge hinzu, welche mich ganz erschöpften, malen konnte ich dieselben leider nicht, weil die 3 Schneelandschaften meine Farben aufgebraucht, [...] wurde noch vom Herrn Bahnmeister bedeutet, daß ich den Bahndamm verlassen müßte, da ich glücklich ziemlich fertig geworden fügte ich mich dem freundlichen Zureden diese Herrn...". Pechstein beschreibt in diesem Brief an die Kunsthistorikerin Rosa Schapiere genau die hier abgebildete Szenerie. Im Hintergrund kommt schon die Dampflok angefahren und qualmt die freundlich hellblauen Dampfwolken in den Himmel. Noch zwei weitere "Schneebilder" hat er unter diesem Eindruck gemalt, das eine "Schmelzender Märzenschnee" (Soika 1909/6) gilt als verschollen, das andere "Märzenschnee" (Soika 1909/6) ist im Besitz der Kunstsammlung Chemnitz (Inv.-Nr. 800). Im Gegensatz zu Kirchner oder Heckel bleibt Pechstein den realen Formen stärker verbunden und erzielt die expressive und ausdrucksvolle Bildwirkung vorwiegend durch den Einsatz leuchtender Farben in großzügigen, stark konturierten Kompositionen.
Condition report on request katalogisierung@kettererkunst.de
Lot Details
NULL
Internationale Kunstausstellung 1909, Berliner Secession, Berlin, 1909, cat. no. 195 (titled: Märzenschnee) (with a label on the reverse of the stretcher). Walther Rathenau 1867-1922. Die Extreme berühren sich, Deutsches Historisches Museum, Berlin, December 9, 1993 - February 8, 1994, cat. no. 2/33, illustrated in color on p. 302. Max Pechstein. Sein malerisches Werk, Brücke Museum Berlin / Kunsthalle Tübingen / Kunsthalle Kiel, 1996/97, cat. no. 13 (illustrated in color) (titled: “Märzenschnee III”). Im Farbenrausch. Munch, Matisse, and the Expressionists, Museum Folkwang, Essen, September 29, 2012-January 13, 2013, cat. no. 126, illustrated in color on p. 238
Walther Rathenau Collection, Berlin (1909-1922). Walther Rathenau Estate (1922/23). Walther Rathenau Foundation (1923-1934). Collection of Fritz and Edith Andreae, née Rathenau (1934-1936: Mandelbaum & Kronthal ). Private collection North Rhine-Westphalia (probably acquired from Galerie Großhennig in the late 1950s). In family ownership since then: Private collection, South Germany. Amicable agreement between the above and the heirs of Fritz and Edith Andreae (2025). The work is free of restitution claims. The offer is made in an amicable agreement with the heirs of Fritz and Edith Andreae on the basis of a fair and just solution.
Schon im Entstehungsjahr zeigt Hermann Max Pechstein dieses Gemälde auf der Internationalen Kunstausstellung der Berliner Sezession. Schon am ersten Tag kann er dieses Gemälde für 300 Reichsmark verkaufen. Der neue Besitzer ist kein anderer als Walther Rathenau, der später der deutsche Außenminister werden wird. Dieser Verkauf ermöglicht es dem Künstler, "einen seit langem gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen und den Sommer am Meer zu verbringen, um sich 'ganz seinem freien Schaffen hinzugeben'" (zit. nach: M. Moeller, in: Ausst.-Kat. Berlin/Tübingen/Kiel 1996/97, S. 14). Er wird Nidden für diesen ausgedehnten Sommeraufenthalt wählen, wo einige seiner bedeutendsten Bilder entstehen. Unser "Märzenschnee: Der Bahndamm" zeigt in gleißender Helligkeit den besonderen Eindruck eines späten Wintereinbruchs. Pechstein geht in diesem Gemälde weit über die impressionistischen Sehweisen hinaus. Wie beeindruckend die Wirkung von Pechsteins Arbeiten von Anfang 1909 im Vergleich zu Werken andere Künstler außerhalb der "Brücke"-Gemeinschaft gewesen sein muss, wird anhand einer Erinnerung des Künstlers deutlich. So schreibt er im Rückblick auf die Ausstellung der Berliner Secession: "Am Eröffnungstag durchfuhr mich selbst ein Schreck, als ich feststellen mußte, wie stark und eindeutig meine Formensprache gegenüber dem Impressionismus sich Geltung erzwang" (Max Pechstein, Erinnerungen, Stuttgart 1993, S. 33f.). Ein Brief an Rosa Schapire zeigt, mit welcher Spontanität und inneren Notwendigkeit er die Besonderheit der Lichtstimmung des späten Schnees im Frühjahr festhalten musste: "Ich hätte ihr liebes Schreiben schon eher beantwortet, wenn ich nicht gerade jetzt den Schnee noch malen wollte, und nun kamen noch einige Sonnenuntergänge hinzu, welche mich ganz erschöpften, malen konnte ich dieselben leider nicht, weil die 3 Schneelandschaften meine Farben aufgebraucht, [...] wurde noch vom Herrn Bahnmeister bedeutet, daß ich den Bahndamm verlassen müßte, da ich glücklich ziemlich fertig geworden fügte ich mich dem freundlichen Zureden diese Herrn...". Pechstein beschreibt in diesem Brief an die Kunsthistorikerin Rosa Schapiere genau die hier abgebildete Szenerie. Im Hintergrund kommt schon die Dampflok angefahren und qualmt die freundlich hellblauen Dampfwolken in den Himmel. Noch zwei weitere "Schneebilder" hat er unter diesem Eindruck gemalt, das eine "Schmelzender Märzenschnee" (Soika 1909/6) gilt als verschollen, das andere "Märzenschnee" (Soika 1909/6) ist im Besitz der Kunstsammlung Chemnitz (Inv.-Nr. 800). Im Gegensatz zu Kirchner oder Heckel bleibt Pechstein den realen Formen stärker verbunden und erzielt die expressive und ausdrucksvolle Bildwirkung vorwiegend durch den Einsatz leuchtender Farben in großzügigen, stark konturierten Kompositionen.
Condition report on request katalogisierung@kettererkunst.de