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Prix actuel 28.11.2024

Alexej von Jawlensky

Lot 722
ALEXEJ VON JAWLENSKY (1864 Torschok - Wiesbaden 1941) – Große Meditation (Ornamental Composition XIV)
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf dunkelgrau grundierte Hartfaserplatte kaschiert


Lot 722
ALEXEJ VON JAWLENSKY (1864 Torschok - Wiesbaden 1941) – Große Meditation (Ornamental Composition XIV)
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf dunkelgrau grundierte Hartfaserplatte kaschiert

Estimation:
€ 35.000 - 45.000
Enchère: 6 Jours

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Lieu: Munich, Germany
Enchère: 05.12.2024
Numéro d’enchère: 330
Nom d’enchère: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

Détails du Lot
ALEXEJ VON JAWLENSKY (1864 Torschok - Wiesbaden 1941) – Große Meditation (Ornamental Composition XIV)

• Werk aus den letzten Schaffensjahren Jawlenskys • In den „Meditationen“ kulminiert das Œuvre des Künstlers als kraftvolles Final • Die Pinselführung veranschaulicht die dem Schaffensprozess innewohnende Energie des Malers Alexej von Jawlenskys Werkreihe der „Meditationen“ ist ein Schwanengesang, mit dem er gegen die Zeit anarbeitet. Jawlensky beschreitet seit 1914 in seiner künstlerischen Entwicklung eine immer deutlicher werdende Hinwendung zur Abstraktion. Nach und nach reduziert er die Motive auf wenige Grundmuster, die er vielfach variiert. Exemplarisch dafür steht die Serie der „Abstrakten Köpfe“, mit der er zu stilisierten, nahezu abstrakten menschlichen Antlitzen gelangt. Die Gesichter sind nur mit wenigen, aber sehr charakteristischen Linien konstruiert. Ihr Ausdruck scheint in sich gekehrt, die entweder sehr helle oder gedeckt dunkle Farbpalette unterstreicht die meditative Stimmung. Der Bezug zu altrussischer Ikonenmalerei liegt nahe, vor allem bei einem so tiefgläubigen Menschen wie Jawlensky es war. Neben dem künstlerischen Streben nach Verdichtung und Reduktion zwingt ihn auch sein Gesundheitszustand zu einer statischeren Malweise. Seit Ende der 1920er Jahre wird das Malen für den fast 65-jährigen Künstler immer beschwerlicher. Er leidet an Arthritis mit erheblichen Lähmungserscheinungen in Händen und Kniegelenken, seine Beweglichkeit ist stark reduziert und mit großen Schmerzen verbunden. Doch Jawlensky lässt sich nicht vom Malen abhalten. Die „Abstrakten Köpfe“ sind dabei jedoch nur eine vorletzte Station. In einem letzten Schritt schafft Jawlensky ab Mitte der 1930er Jahre die „Meditationen“, welche die Entwicklungen der Köpfe nochmal weiter fortschreiben. Was kaum möglich schien, gelingt: Diese Arbeiten sind noch reduzierter, auf das Wesentliche konzentrierter. Im Gegensatz zu den „Abstrakten Köpfen“ und im Widerspruch zum Titel „Meditationen“ scheinen diese so gar nicht ruhig. Sie sind ein triumphales Abringen physischer Schaffenskraft. Der Künstler, ein Eremit in Klausur im eigenen Körper, vollbringt es, seiner zum Feind gewordenen Hülle Formvollendung zu entlocken. In ihrer Reduktion besinnen sich die Arbeiten nicht nur erneut auf die Ikonen orthodoxer Kunst – manche weisen sogar den Goldgrund auf –, sie manifestieren mittels des griechischen Kreuzes die Passion Christi selbst in die Werke. Sie sind hektische, gegen Zeit und die Verfehmung des Nationalsozialismus angemalte, Vera Ikon(e), wahre Abbilder.

Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 2041.

Ausstellung: Marianne Werefkin. I colori di un'anima in viaggio, Melano/Schweiz 2016, mit farb. Abb. S. 87.

Provenienz: Christie's, Düsseldorf 20.6.1973, Los 38; Privatsammlung, Hessen; Privatsammlung, Deutschland; Döbritz, Frankfurt/Main 14.11.2015, Los 67; Privatsammlung, Schweiz.
Lot Details
ALEXEJ VON JAWLENSKY (1864 Torschok - Wiesbaden 1941) – Große Meditation (Ornamental Composition XIV)

• Werk aus den letzten Schaffensjahren Jawlenskys • In den „Meditationen“ kulminiert das Œuvre des Künstlers als kraftvolles Final • Die Pinselführung veranschaulicht die dem Schaffensprozess innewohnende Energie des Malers Alexej von Jawlenskys Werkreihe der „Meditationen“ ist ein Schwanengesang, mit dem er gegen die Zeit anarbeitet. Jawlensky beschreitet seit 1914 in seiner künstlerischen Entwicklung eine immer deutlicher werdende Hinwendung zur Abstraktion. Nach und nach reduziert er die Motive auf wenige Grundmuster, die er vielfach variiert. Exemplarisch dafür steht die Serie der „Abstrakten Köpfe“, mit der er zu stilisierten, nahezu abstrakten menschlichen Antlitzen gelangt. Die Gesichter sind nur mit wenigen, aber sehr charakteristischen Linien konstruiert. Ihr Ausdruck scheint in sich gekehrt, die entweder sehr helle oder gedeckt dunkle Farbpalette unterstreicht die meditative Stimmung. Der Bezug zu altrussischer Ikonenmalerei liegt nahe, vor allem bei einem so tiefgläubigen Menschen wie Jawlensky es war. Neben dem künstlerischen Streben nach Verdichtung und Reduktion zwingt ihn auch sein Gesundheitszustand zu einer statischeren Malweise. Seit Ende der 1920er Jahre wird das Malen für den fast 65-jährigen Künstler immer beschwerlicher. Er leidet an Arthritis mit erheblichen Lähmungserscheinungen in Händen und Kniegelenken, seine Beweglichkeit ist stark reduziert und mit großen Schmerzen verbunden. Doch Jawlensky lässt sich nicht vom Malen abhalten. Die „Abstrakten Köpfe“ sind dabei jedoch nur eine vorletzte Station. In einem letzten Schritt schafft Jawlensky ab Mitte der 1930er Jahre die „Meditationen“, welche die Entwicklungen der Köpfe nochmal weiter fortschreiben. Was kaum möglich schien, gelingt: Diese Arbeiten sind noch reduzierter, auf das Wesentliche konzentrierter. Im Gegensatz zu den „Abstrakten Köpfen“ und im Widerspruch zum Titel „Meditationen“ scheinen diese so gar nicht ruhig. Sie sind ein triumphales Abringen physischer Schaffenskraft. Der Künstler, ein Eremit in Klausur im eigenen Körper, vollbringt es, seiner zum Feind gewordenen Hülle Formvollendung zu entlocken. In ihrer Reduktion besinnen sich die Arbeiten nicht nur erneut auf die Ikonen orthodoxer Kunst – manche weisen sogar den Goldgrund auf –, sie manifestieren mittels des griechischen Kreuzes die Passion Christi selbst in die Werke. Sie sind hektische, gegen Zeit und die Verfehmung des Nationalsozialismus angemalte, Vera Ikon(e), wahre Abbilder.

Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 2041.

Ausstellung: Marianne Werefkin. I colori di un'anima in viaggio, Melano/Schweiz 2016, mit farb. Abb. S. 87.

Provenienz: Christie's, Düsseldorf 20.6.1973, Los 38; Privatsammlung, Hessen; Privatsammlung, Deutschland; Döbritz, Frankfurt/Main 14.11.2015, Los 67; Privatsammlung, Schweiz.

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