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Prix actuel 28.11.2024

Wilhelm Morgner

Lot 721
WILHELM MORGNER (1891 Soest - bei Langemark 1917) – Ornamentale Komposition XIV (Ornamental Composition XIII)
Öl auf Leinwand, doubliert


Lot 721
WILHELM MORGNER (1891 Soest - bei Langemark 1917) – Ornamentale Komposition XIV (Ornamental Composition XIII)
Öl auf Leinwand, doubliert

Estimation:
€ 70.000 - 90.000
Enchère: 6 Jours

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Lieu: Munich, Germany
Enchère: 05.12.2024
Numéro d’enchère: 330
Nom d’enchère: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

Détails du Lot
WILHELM MORGNER (1891 Soest - bei Langemark 1917) – Ornamentale Komposition XIV (Ornamental Composition XIII)

• Morgner gilt als Hauptfigur des Westfälischen Expressionismus und als Wegbereiter der Abstraktion • Die beiden „Ornamentalen Kompositionen“ gehören zu einer Gruppe wichtiger abstrakter Werke aus dem Jahr 1912 • Großformatige Gemälde in leuchtenden Farben Wilhelm Morgner wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen im westfälischen Soest auf. Der Vater stirbt früh, die Mutter hätte ihren Sohn gerne als Pfarrer gesehen. Doch Morgner hat andere Pläne: Ermutigt durch die Fürsprache Otto Modersohns, ebenfalls gebürtiger Soester und Mitbegründer der Malerkolonie Worpswede, tritt er 1908 in die private Kunstschule Georg Tapperts (1880-1957) in Worpswede ein. Dieser bleibt bis zu Morgners Tod sein künstlerischer Berater und Freund. Bereits 1909 kehrt Morgner in seine Heimatstadt Soest zurück, wo er sich in der Stadt und der Umgebung Ateliers einrichtet und noch im selben Jahr das erste Mal seine Werke ausstellen kann. Ab 1911 reist er häufiger nach Berlin und findet dort Anschluss an die Kreise der modernen Künstler, darunter Arnold Topp und Wilhelm Wulff. Hier kommt er außerdem in Kontakt mit dem Pointillismus und lernt Werke van Goghs und des frühen Expressionismus kennen. All diese neuen Stile nehmen starken Einfluss auf sein Schaffen - er verarbeitet die gewonnenen Erkenntnisse in seinen Werken, welche sich ab 1912 zunehmend von der gegenständlichen Darstellung lösen und mit der Wirkung der reinen Farbe auseinandersetzen. Infolge seines wachsenden Renommees kann Morgner seine Arbeiten in wichtigen Ausstellungen zeigen. Von 1911 an, mit 20 Jahren, beteiligt sich der junge Künstler an Ausstellungen der Neuen Sezession in Berlin, des Blauen Reiters in München und des Sonderbundes in Köln. Unsere beiden Gemälde Morgners gehören zu einer Gruppe wichtiger Arbeiten aus dem Jahr 1912, denen Tappert die Titel „Ornamentale" oder „Astrale" Kompositionen mit arabischen oder römischen Nummern gibt. Morgner ist mit diesen bedeutenden Werken einer der ersten Künstler, der den Weg zur Abstraktion in der modernen Kunst findet. Nur ein Jahr nach der Entstehung der beiden „Ornamentalen Kompositionen“, im Jahr 1913, muss Morgner eine deutliche Einschränkung seiner künstlerischen Arbeit hinnehmen – er wird zum Militärdienst einberufen und kann keine aufwendigen Ölbilder mehr erstellen. Als Morgner mit nur 26 Jahren am 6. August 1917 in der Schlacht bei Langemark in Westflandern fällt, bleiben viele seiner Bilder unsigniert. Morgners typische, an einen Schmetterling erinnernde Monogrammligatur wird von seiner Mutter, seiner Schwester Mari und auch von Georg Tappert angebracht. Die beiden vorliegenden Gemälde aber gehören zu den wenigen Werken, die ein Monogramm und eine Datierung von der Hand des Künstlers tragen. Die Bildtitel der beiden Gemälde wurden 1919/20 bei der Erfassung der Morgner-Arbeiten im Nachlass durch Georg Tappert, Morgners ehemaligen Lehrer, vergeben. Walter Weihs schreibt in seinem Gutachten: „(...) bei den rückseitigen Gemäldebeschriftungen ließ er (Tappert) das Wort ‚Ornamentale‘ stets weg und schrieb auf die Bilder nur die Abkürzung ‚Komp.‘ Er hatte seine Auflistung der Morgner-Werke 1919/20 in zwei Durchgängen erfasst. (...). Die meisten Morgner-Gemälde besitzen deshalb auf der Rückseite zwei Nummern, eine erste, durchgestrichene Nummer und eine zweite endgültige.“ Zu „Ornamentale Komposition XIV" schreibt Weihs: „Es gab jedoch noch eine dritte Erfassung durch Georg Tappert, (...) die er nur für seinen Gebrauch erstellt hatte. (...) Die besonders interessante Geschichte dieses Bildes hängt damit eng zusammen. Es handelt sich nämlich um eine der sogenannten ‚Doppelnummern‘ der Morgner-Gemälde. (...) Tappert war von Morgners Mutter nach dem frühen Tod ihres Sohnes im Ersten Weltkrieg offiziell beauftragt worden, ein Werkverzeichnis von dessen Arbeiten zu erstellen. In diesem 1919/20 entstandenen (...) ‚Morgner-Katalog 1920‘ sind insgesamt 235 Morgner-Gemälde enthalten, die von 1 bis 235 durchnummeriert sind. Neben diesem ‚offiziellen‘ für Frau Morgner bestimmten Katalog existierte aber noch die bereits erwähnte ‚private‘ Auflistung Tapperts mit derselben Anzahl an Bildern (...). Diese Liste (...) beinhaltete auch Gemälde, die in der für Frau Morgner bestimmten, ‚offiziellen‘ Liste nicht vorkamen. Nach heutigem Forschungsstand hatte Tappert in etlichen Fällen zwei verschiedenen Gemälde nur eine Nummer zugeordnet. In dem hier vorliegenden Fall existieren zwei Gemälde mit dem Titel ‚Ornamentale Komposition 14‘ (im endgültigen, für Frau Morgner bestimmten Katalog römisch XIV). Für Morgners Mutter hatte Tappert diese Komposition unter der Nummer 154 aufgeführt. Die ‚offizielle‘ Komposition XIV befindet sich heute im Museum Wilhelm Morgner in den Städtischen Kunstsammlungen Soest und ist vom Format etwas größer. Um sie von dem hier vorliegenden Bild zu unterscheiden, hat das Städtische Bild im neuen Werkverzeichnis des Verfassers den Zusatz A erhalten, also 154A, während das hier vorliegende Werk die Nummer 154 B hat.“

Verso auf der doublierten Leinwand mit vom Restaurator von der alten Leinwandrückseite übernommenen Bezeichnungen „Komp 14 W. Morg(e)ner 1912". Weihs-Tappert 154B. Mit einem ausführlichen Gutachten von Walter Weihs, Wilhelm-Morgner-Archiv, Soest, vom 12.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatbesitz, Rheinland, in den 1950er Jahren durch Vermittlung von Dr. Hans Lühdorf (Düsseldorf 1910-1983) direkt bei der Familie des Künstlers erworben; Privatbesitz, Süddeutschland, durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer.
Lot Details
WILHELM MORGNER (1891 Soest - bei Langemark 1917) – Ornamentale Komposition XIV (Ornamental Composition XIII)

• Morgner gilt als Hauptfigur des Westfälischen Expressionismus und als Wegbereiter der Abstraktion • Die beiden „Ornamentalen Kompositionen“ gehören zu einer Gruppe wichtiger abstrakter Werke aus dem Jahr 1912 • Großformatige Gemälde in leuchtenden Farben Wilhelm Morgner wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen im westfälischen Soest auf. Der Vater stirbt früh, die Mutter hätte ihren Sohn gerne als Pfarrer gesehen. Doch Morgner hat andere Pläne: Ermutigt durch die Fürsprache Otto Modersohns, ebenfalls gebürtiger Soester und Mitbegründer der Malerkolonie Worpswede, tritt er 1908 in die private Kunstschule Georg Tapperts (1880-1957) in Worpswede ein. Dieser bleibt bis zu Morgners Tod sein künstlerischer Berater und Freund. Bereits 1909 kehrt Morgner in seine Heimatstadt Soest zurück, wo er sich in der Stadt und der Umgebung Ateliers einrichtet und noch im selben Jahr das erste Mal seine Werke ausstellen kann. Ab 1911 reist er häufiger nach Berlin und findet dort Anschluss an die Kreise der modernen Künstler, darunter Arnold Topp und Wilhelm Wulff. Hier kommt er außerdem in Kontakt mit dem Pointillismus und lernt Werke van Goghs und des frühen Expressionismus kennen. All diese neuen Stile nehmen starken Einfluss auf sein Schaffen - er verarbeitet die gewonnenen Erkenntnisse in seinen Werken, welche sich ab 1912 zunehmend von der gegenständlichen Darstellung lösen und mit der Wirkung der reinen Farbe auseinandersetzen. Infolge seines wachsenden Renommees kann Morgner seine Arbeiten in wichtigen Ausstellungen zeigen. Von 1911 an, mit 20 Jahren, beteiligt sich der junge Künstler an Ausstellungen der Neuen Sezession in Berlin, des Blauen Reiters in München und des Sonderbundes in Köln. Unsere beiden Gemälde Morgners gehören zu einer Gruppe wichtiger Arbeiten aus dem Jahr 1912, denen Tappert die Titel „Ornamentale" oder „Astrale" Kompositionen mit arabischen oder römischen Nummern gibt. Morgner ist mit diesen bedeutenden Werken einer der ersten Künstler, der den Weg zur Abstraktion in der modernen Kunst findet. Nur ein Jahr nach der Entstehung der beiden „Ornamentalen Kompositionen“, im Jahr 1913, muss Morgner eine deutliche Einschränkung seiner künstlerischen Arbeit hinnehmen – er wird zum Militärdienst einberufen und kann keine aufwendigen Ölbilder mehr erstellen. Als Morgner mit nur 26 Jahren am 6. August 1917 in der Schlacht bei Langemark in Westflandern fällt, bleiben viele seiner Bilder unsigniert. Morgners typische, an einen Schmetterling erinnernde Monogrammligatur wird von seiner Mutter, seiner Schwester Mari und auch von Georg Tappert angebracht. Die beiden vorliegenden Gemälde aber gehören zu den wenigen Werken, die ein Monogramm und eine Datierung von der Hand des Künstlers tragen. Die Bildtitel der beiden Gemälde wurden 1919/20 bei der Erfassung der Morgner-Arbeiten im Nachlass durch Georg Tappert, Morgners ehemaligen Lehrer, vergeben. Walter Weihs schreibt in seinem Gutachten: „(...) bei den rückseitigen Gemäldebeschriftungen ließ er (Tappert) das Wort ‚Ornamentale‘ stets weg und schrieb auf die Bilder nur die Abkürzung ‚Komp.‘ Er hatte seine Auflistung der Morgner-Werke 1919/20 in zwei Durchgängen erfasst. (...). Die meisten Morgner-Gemälde besitzen deshalb auf der Rückseite zwei Nummern, eine erste, durchgestrichene Nummer und eine zweite endgültige.“ Zu „Ornamentale Komposition XIV" schreibt Weihs: „Es gab jedoch noch eine dritte Erfassung durch Georg Tappert, (...) die er nur für seinen Gebrauch erstellt hatte. (...) Die besonders interessante Geschichte dieses Bildes hängt damit eng zusammen. Es handelt sich nämlich um eine der sogenannten ‚Doppelnummern‘ der Morgner-Gemälde. (...) Tappert war von Morgners Mutter nach dem frühen Tod ihres Sohnes im Ersten Weltkrieg offiziell beauftragt worden, ein Werkverzeichnis von dessen Arbeiten zu erstellen. In diesem 1919/20 entstandenen (...) ‚Morgner-Katalog 1920‘ sind insgesamt 235 Morgner-Gemälde enthalten, die von 1 bis 235 durchnummeriert sind. Neben diesem ‚offiziellen‘ für Frau Morgner bestimmten Katalog existierte aber noch die bereits erwähnte ‚private‘ Auflistung Tapperts mit derselben Anzahl an Bildern (...). Diese Liste (...) beinhaltete auch Gemälde, die in der für Frau Morgner bestimmten, ‚offiziellen‘ Liste nicht vorkamen. Nach heutigem Forschungsstand hatte Tappert in etlichen Fällen zwei verschiedenen Gemälde nur eine Nummer zugeordnet. In dem hier vorliegenden Fall existieren zwei Gemälde mit dem Titel ‚Ornamentale Komposition 14‘ (im endgültigen, für Frau Morgner bestimmten Katalog römisch XIV). Für Morgners Mutter hatte Tappert diese Komposition unter der Nummer 154 aufgeführt. Die ‚offizielle‘ Komposition XIV befindet sich heute im Museum Wilhelm Morgner in den Städtischen Kunstsammlungen Soest und ist vom Format etwas größer. Um sie von dem hier vorliegenden Bild zu unterscheiden, hat das Städtische Bild im neuen Werkverzeichnis des Verfassers den Zusatz A erhalten, also 154A, während das hier vorliegende Werk die Nummer 154 B hat.“

Verso auf der doublierten Leinwand mit vom Restaurator von der alten Leinwandrückseite übernommenen Bezeichnungen „Komp 14 W. Morg(e)ner 1912". Weihs-Tappert 154B. Mit einem ausführlichen Gutachten von Walter Weihs, Wilhelm-Morgner-Archiv, Soest, vom 12.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatbesitz, Rheinland, in den 1950er Jahren durch Vermittlung von Dr. Hans Lühdorf (Düsseldorf 1910-1983) direkt bei der Familie des Künstlers erworben; Privatbesitz, Süddeutschland, durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer.

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