OTTO MUELLER (1874 Liebau/Schlesien - Obernigk bei Breslau 1930) – Zwei weibliche Akte in Dünen (Pikene på broen (Girl on the bridge))
• Typische Arbeit der weiblichen Akte bei Mueller
• Überspitzte Körperformen und Naturfantasien vereinen sich zu einer harmonischen Komposition
• Farbige Arbeit in sanftem Blau und frischem Grün
Unter dem Einfluss der „Brücke“ findet Otto Mueller um 1910 zu seinem bevorzugten Bildthema, dem weiblichen oder männlichen Akt in der Natur, in Gruppen oder als Paar erfasst, im Schilf sitzend oder unter Bäumen, und sich frei in einer Landschaft bewegend. Dabei vermeidet Mueller eine realistische Wiedergabe der Natur und der Körper. Stattdessen platziert er seine Akte in eine unbestimmte, idyllische Landschaft mit üppiger Vegetation, um so eine unschuldige Verbindung zwischen Mensch und Natur darzustellen.
Zwei weibliche Akte finden sich hier in den Dünen direkt am Wasser zusammen. Meer und Vegetation sind durch sanftes Blau und frisches Grün angedeutet, wobei sie die Szene zwar grob verorten, doch keine weiteren Anhaltspunkte geben. Während die eine Frau den Fluten entsteigt, lehnt sich die andere bereits entspannt zurück. Beide sind, ganz im Stil Muellers, detail- und vor allem gesichtslos. In der Wiedergabe der Körper erreicht Mueller eine harmonisch-formale Stilisierung: Die Knie, Bauch und Brüst werden als spitze Formen dargestellt. Dabei zeigt sich Muellers rascher, grafischer Stil in seiner schönsten Form und bietet uns zugleich Identifikationsflächen. Die leeren Gesichter, ja selbst die eigentlich unklare Landschaft, laden zur Interpretation ein, ermöglichen eigene Fantasien von Meer und Kontemplation.
Pirsig-Marshall/Von Lüttichau P1923/56 (746).
Provenienz:
Privatbesitz, Celle;
Stuttgarter Kunstkabinett, Roman Norbert Ketterer, Stuttgart 30.5.1952, Nr. 2279, mit s/w Abb.;
Privatbesitz;
Nagel, Stuttgart 8.12.2010, Los 1137;
Privatsammlung, Baden-Württemberg.