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Prix actuel 21.11.2024

Ambrosius Benson

Lot 172
MARIA MIT DEM KINDE IN FEINER LANDSCHAFT
Öl auf Holz.

14.6 x 14.6 cm

Lot 172
MARIA MIT DEM KINDE IN FEINER LANDSCHAFT
Öl auf Holz.
14,6 x 14,6 cm

Estimation:
€ 320.000 - 450.000
Enchère: 12 Jours

Hampel Fine Art Auctions

Lieu: Munich
Enchère: 05.12.2024 11:00 Date
Numéro d’enchère: 142
Nom d’enchère: DEZEMBER-AUKTIONEN - Gemälde Alte Meister - Teil 1

Détails du Lot
Verso mit Provenienz- und Auktionsetiketten.
In geschnitztem vergoldeten und gefasstem Rahmen.

Das angebotene, in seiner Provenienz und in der Literatur gut dokumentierte Gemälde zeigt Maria in Halbfigur stehend in einem mit feinen Ornamenten besticktem violetten Gewand. In ihren Händen sitzt das Christuskind, eine Hand greift nach ihrem Kinn, die andere hält einen in seiner Größe an das Kind angepassten Apfel. Inkarnat, Textil und auch die goldgewellte Haarpracht sind hochminutiös wiedergegeben und stehen in ihrer Feinmalerei keineswegs der Landschaft nach, in welche die Personen harmonisch eingebettet sind. Maria scheint auf einem zu den Bildrändern abflachendem Hügel zu stehen, der mit unterschiedlichem Blattwerk und Gräsern bewachsen ist, hinter ihr links eine dicht belaubte Baumgruppe, deren Verschattung als Kontrast zu den Reflexen der Haare dient, rechts ein sich in den Bildgrund hineinschlängelnder Weg, der vorbei an einem aufgestockten Heuballen zu einer Häusergruppe führt, zu der soeben ein Wanderer im Begriff ist zu gelangen. Weiter hinten, hinter weiteren fein ausgeführten Bäumen eine abschließende Gebirgsdarstellung, deren Grau mit dem lichten Himmel verschwimmt. Das kleine Format des Gemäldes weist darauf hin, dass es für die private Andacht gedacht war. Als Bild, zu dem der Betrachter immer wieder zurückkehren würde, ist die Andachtswirkung der Darstellung bewusst so gestaltet, dass sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet und eine fortwährende Quelle für Meditation und Gebet bietet. So kann zum Beispiel die zärtliche Geste des Christuskindes, das die Hand hebt, um das Kinn seiner Mutter zu berühren, auf verschiedene Weise interpretiert werden. Diese Geste unterstreicht nicht nur seine Menschlichkeit und die enge Bindung zwischen Mutter und Sohn, sondern kann auch als Hinweis auf eine tiefere Bedeutung gelesen werden, die Maria als Braut Christi im Himmel darstellt, in Anspielung auf die berühmte Stelle aus dem hohen Lied „seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.” Diese Idee wurde bereits im frühen Mittelalter oft mit einer ähnlichen Geste illustriert, wie sie in diesem Gemälde zu sehen ist (siehe etwa eine verzierte Initiale zu diesem Text in einer illuminierten Bibel um 1200; Paris, Bibliothèque nationale de France, MS. Lat. 16745, Fol. 112v). Christus hält zudem in seiner anderen Hand einen kleinen Apfel, ein vertrauter Hinweis auf ihn als den neuen Adam und implizit auch auf Maria als die neue Eva. Auch der weite Landschaftshintergrund könnte den Betrachter dazu eingeladen haben, sich in längere Betrachtung zu vertiefen. Wie Maryan Ainsworth in Bezug auf Gerard David dargelegt hat, kann eine solche Landschaft mit dem Konzept des Naturalismus, das bereits im mittelalterlichen Denken entwickelt wurde, und mit zeitgenössischen Andachtsschriften in Verbindung gebracht werden. Die Schönheit der Natur wurde schon seit dem frühen Mittelalter als Quelle des Staunens über Gottes Schöpfung, Kunstfertigkeit und Macht betrachtet. Diese weiten Ausblicke ermöglichten es dem Betrachter auch, sich selbst in die Szene zu versetzen. Eine Übung, die in populärer Andachtsliteratur wie den Meditationen über das Leben Christi des Pseudo-Bonaventura oder Ludolph von Sachsen (um 1300-1377/78) Vita Christi gefördert wurde, bestand darin, sich gedanklich in die Szenen aus dem Leben Christi zu versetzen, um dadurch intensiver mit den Figuren zu fühlen und sich mit ihnen zu identifizieren. Ein zentraler Gedanke dieser Texte war die Aufforderung, in Christi Fußstapfen zu treten, um ein gutes Leben zu führen. So argumentiert Reindert Falkenburg, dass Gemälde wie das vorliegende als visuelle Hilfen zur Meditation über die Pilgerreise des Lebens betrachtet werden können. Diese Ideen spiegeln sich deutlich in Bensons kleinem Bild wider, mit dem sich windenden Weg und dem kleinen Pilger, der ihn durchquert. Diese Elemente ermöglichen es dem Betrachter, sich in die Szene hineinzuversetzen, denselben Pfad zu gehen und zur Jungfrau mit dem Kind und zur Erlösung zu gelangen.

Benson scheint lombardischer Herkunft zu sein, war jedoch ab 1518 Meister in Brügge tätig und trat als Mitarbeiter in die Werkstatt von Gerard David (um 1460-1523) ein. Als einer der wichtigsten flämischen Maler zwischen Spätgotik und Renaissance, neben Gerard David und Adriaen Isenbrant (1475/95-1551), feierte Benson große Erfolge und seine Exporte reichten bis nach Spanien und Portugal.

Provenienz:
Sotheby's, London, 6. Mai 1925, Lot 15.
Sammlung Vick.
Thomas Agnew and Sons Ltd., London.
Von dort an: Edith Stanton Newberry (1870-1956), Detroit.
Im Erbgang an: John S. Newberry, Detroit.
Per Spende im Jahr 1957 an: Grosse Pointe Memorial Church.
Sotheby's, New York, 29. Januar 2015, Lot 4.
Dort erworben von: A. Alfred Taubman (1924-2015).
Sotheby's, New York, 27. Januar 2016, Lot 16.

Literatur:
The Burlington Magazine for Connoisseurs, Vol. 47, London 1925, S. 17.
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957, S. 116, S. 297, Nr. 60.
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The Antwerp Mannerists Adriaen Ysenbrant, Leiden 1974, S. 97, Nr. 260, Abb. 170.

Ausstellung:
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926. (1371231) (13)



Ambrosius Benson,
ca. 1495 Milan – ca. 1550 Bruges

THE VIRGIN AND CHILD IN FINE LANDSCAPE

Oil on panel.
14.6 x 14.6 cm.
Provenance and auction labels on the reverse.

The painting on offer for sale in this lot, whose provenance and literature are well documented, depicts the Virgin in half-length standing in a violet robe embroidered with fine ornaments. The Christ Child is seated in her hands, one hand reaching for her chin, the other holding an apple the size of the child. The flesh tones, the textiles and the golden wavy hairstyle are painted in meticulous detail and are equal to the fine landscape painting in which the figures are harmoniously embedded.

Provenance:
Sotheby’s, London, 6 May 1925, lot 15.
Vick collection.
Thos. Agnew and Sons Ltd., London. From there to:
Edith Stanton Newberry (1870 – 1956), Detroit. Inherited by:
John S. Newberry, Detroit. Donated in 1957 to:
Grosse Pointe Memorial Church.
Sotheby’s, New York, 29 January 2015, lot 4. Acquired there by:
A. Alfred Taubman (1924 – 2015).
Sotheby’s, New York, 27 January 2016, lot 16.

Literature:
The Burlington Magazine for Connoisseurs, XLVII, April 1925, p. 17.
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957, p. 116, p. 297, no. 60.
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The Antwerp Mannerists, XI, Leiden 1974, p. 97, no. 260, ill. 170.

Exhibitions:
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.
Lot Details
Verso mit Provenienz- und Auktionsetiketten.
In geschnitztem vergoldeten und gefasstem Rahmen.

Das angebotene, in seiner Provenienz und in der Literatur gut dokumentierte Gemälde zeigt Maria in Halbfigur stehend in einem mit feinen Ornamenten besticktem violetten Gewand. In ihren Händen sitzt das Christuskind, eine Hand greift nach ihrem Kinn, die andere hält einen in seiner Größe an das Kind angepassten Apfel. Inkarnat, Textil und auch die goldgewellte Haarpracht sind hochminutiös wiedergegeben und stehen in ihrer Feinmalerei keineswegs der Landschaft nach, in welche die Personen harmonisch eingebettet sind. Maria scheint auf einem zu den Bildrändern abflachendem Hügel zu stehen, der mit unterschiedlichem Blattwerk und Gräsern bewachsen ist, hinter ihr links eine dicht belaubte Baumgruppe, deren Verschattung als Kontrast zu den Reflexen der Haare dient, rechts ein sich in den Bildgrund hineinschlängelnder Weg, der vorbei an einem aufgestockten Heuballen zu einer Häusergruppe führt, zu der soeben ein Wanderer im Begriff ist zu gelangen. Weiter hinten, hinter weiteren fein ausgeführten Bäumen eine abschließende Gebirgsdarstellung, deren Grau mit dem lichten Himmel verschwimmt. Das kleine Format des Gemäldes weist darauf hin, dass es für die private Andacht gedacht war. Als Bild, zu dem der Betrachter immer wieder zurückkehren würde, ist die Andachtswirkung der Darstellung bewusst so gestaltet, dass sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet und eine fortwährende Quelle für Meditation und Gebet bietet. So kann zum Beispiel die zärtliche Geste des Christuskindes, das die Hand hebt, um das Kinn seiner Mutter zu berühren, auf verschiedene Weise interpretiert werden. Diese Geste unterstreicht nicht nur seine Menschlichkeit und die enge Bindung zwischen Mutter und Sohn, sondern kann auch als Hinweis auf eine tiefere Bedeutung gelesen werden, die Maria als Braut Christi im Himmel darstellt, in Anspielung auf die berühmte Stelle aus dem hohen Lied „seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.” Diese Idee wurde bereits im frühen Mittelalter oft mit einer ähnlichen Geste illustriert, wie sie in diesem Gemälde zu sehen ist (siehe etwa eine verzierte Initiale zu diesem Text in einer illuminierten Bibel um 1200; Paris, Bibliothèque nationale de France, MS. Lat. 16745, Fol. 112v). Christus hält zudem in seiner anderen Hand einen kleinen Apfel, ein vertrauter Hinweis auf ihn als den neuen Adam und implizit auch auf Maria als die neue Eva. Auch der weite Landschaftshintergrund könnte den Betrachter dazu eingeladen haben, sich in längere Betrachtung zu vertiefen. Wie Maryan Ainsworth in Bezug auf Gerard David dargelegt hat, kann eine solche Landschaft mit dem Konzept des Naturalismus, das bereits im mittelalterlichen Denken entwickelt wurde, und mit zeitgenössischen Andachtsschriften in Verbindung gebracht werden. Die Schönheit der Natur wurde schon seit dem frühen Mittelalter als Quelle des Staunens über Gottes Schöpfung, Kunstfertigkeit und Macht betrachtet. Diese weiten Ausblicke ermöglichten es dem Betrachter auch, sich selbst in die Szene zu versetzen. Eine Übung, die in populärer Andachtsliteratur wie den Meditationen über das Leben Christi des Pseudo-Bonaventura oder Ludolph von Sachsen (um 1300-1377/78) Vita Christi gefördert wurde, bestand darin, sich gedanklich in die Szenen aus dem Leben Christi zu versetzen, um dadurch intensiver mit den Figuren zu fühlen und sich mit ihnen zu identifizieren. Ein zentraler Gedanke dieser Texte war die Aufforderung, in Christi Fußstapfen zu treten, um ein gutes Leben zu führen. So argumentiert Reindert Falkenburg, dass Gemälde wie das vorliegende als visuelle Hilfen zur Meditation über die Pilgerreise des Lebens betrachtet werden können. Diese Ideen spiegeln sich deutlich in Bensons kleinem Bild wider, mit dem sich windenden Weg und dem kleinen Pilger, der ihn durchquert. Diese Elemente ermöglichen es dem Betrachter, sich in die Szene hineinzuversetzen, denselben Pfad zu gehen und zur Jungfrau mit dem Kind und zur Erlösung zu gelangen.

Benson scheint lombardischer Herkunft zu sein, war jedoch ab 1518 Meister in Brügge tätig und trat als Mitarbeiter in die Werkstatt von Gerard David (um 1460-1523) ein. Als einer der wichtigsten flämischen Maler zwischen Spätgotik und Renaissance, neben Gerard David und Adriaen Isenbrant (1475/95-1551), feierte Benson große Erfolge und seine Exporte reichten bis nach Spanien und Portugal.

Provenienz:
Sotheby's, London, 6. Mai 1925, Lot 15.
Sammlung Vick.
Thomas Agnew and Sons Ltd., London.
Von dort an: Edith Stanton Newberry (1870-1956), Detroit.
Im Erbgang an: John S. Newberry, Detroit.
Per Spende im Jahr 1957 an: Grosse Pointe Memorial Church.
Sotheby's, New York, 29. Januar 2015, Lot 4.
Dort erworben von: A. Alfred Taubman (1924-2015).
Sotheby's, New York, 27. Januar 2016, Lot 16.

Literatur:
The Burlington Magazine for Connoisseurs, Vol. 47, London 1925, S. 17.
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957, S. 116, S. 297, Nr. 60.
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The Antwerp Mannerists Adriaen Ysenbrant, Leiden 1974, S. 97, Nr. 260, Abb. 170.

Ausstellung:
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926. (1371231) (13)



Ambrosius Benson,
ca. 1495 Milan – ca. 1550 Bruges

THE VIRGIN AND CHILD IN FINE LANDSCAPE

Oil on panel.
14.6 x 14.6 cm.
Provenance and auction labels on the reverse.

The painting on offer for sale in this lot, whose provenance and literature are well documented, depicts the Virgin in half-length standing in a violet robe embroidered with fine ornaments. The Christ Child is seated in her hands, one hand reaching for her chin, the other holding an apple the size of the child. The flesh tones, the textiles and the golden wavy hairstyle are painted in meticulous detail and are equal to the fine landscape painting in which the figures are harmoniously embedded.

Provenance:
Sotheby’s, London, 6 May 1925, lot 15.
Vick collection.
Thos. Agnew and Sons Ltd., London. From there to:
Edith Stanton Newberry (1870 – 1956), Detroit. Inherited by:
John S. Newberry, Detroit. Donated in 1957 to:
Grosse Pointe Memorial Church.
Sotheby’s, New York, 29 January 2015, lot 4. Acquired there by:
A. Alfred Taubman (1924 – 2015).
Sotheby’s, New York, 27 January 2016, lot 16.

Literature:
The Burlington Magazine for Connoisseurs, XLVII, April 1925, p. 17.
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957, p. 116, p. 297, no. 60.
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The Antwerp Mannerists, XI, Leiden 1974, p. 97, no. 260, ill. 170.

Exhibitions:
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.

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