GABRIELE MÜNTER (1877 Berlin - Murnau 1962) – Stillleben mit Vase ("Kopf Wehrlin“ (Head Wehrlin))
• In ihren späten Blumenbildern findet Münter zu einer letzten Reife
• Münters Liebe zum arrangierten Detail kommt hier zum Tragen
• Ausgewogenes Farbenspiel von Blumenarrangement und Hintergrund
Nach ihrer Rückkehr 1931 nach Murnau malt Münter immer wieder Blumenstillleben. Dabei lässt sie sich nicht nur von den Gewächsen aus ihrem eigenen Garten inspirieren, sondern kauft auch Blumen in der Gärtnerei Müssig. Hier erwirbt sie die Blumen ungebunden. Diese arrangiert sie dann kunstvoll, aber möglichst natürlich, in einfachen, bäuerlichen Tonvasen.
Münter setzt die dunkle Henkelvase mit den Blumen unmittelbar auf den Bildträger. Die Blumen gibt sie in großen Blüten wieder. Durch die Ausführung des Hintergrunds in Orange- und Grautönen und in Verbindung mit der weißen Tischdecke wirkt dieses spätere Stillleben besonders leicht und freundlich. Wie hier platziert Münter häufig die Blumen in einer einzigen Vase. Das Orange des Hintergrunds nimmt Münter in der zentralen Blume der Vase nochmals auf, hält die restlichen Blüten vorwiegend in Rottönen, denen sie teils noch etwas Weiß beimischt. Durch die dunklen Konturen der Blüten setzt sie den Blumenstrauß noch weiter vom Hintergrund ab und gibt ihm damit Stabilität.
In den 1950er Jahren bringt Münter ihre Blumenstillleben zur vollen Reife. Johannes Eichner schreibt dazu: „Sonst werden die Werke leichter und lockerer. Da Gabriele Münter nunmehr weniger in die Welt hinauskommt, schrumpfen ihre Motive (…) Es bleiben die Blumen, die vom Garten ins Haus kommen, unerschöpflicher Reichtum von Farben.“ (zit. aus: Ausst.-Kat. Gabriele Münter, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1992, o.S.).
1956 erhält Münter den Kulturpreis der Stadt München und es findet 1960 ihre erste USA-Ausstellung statt. Ein Jahr nach einer weiteren großen Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim, stirbt Gabriele Münter am 19. Mai 1962 in Murnau.
Verso mit zwei Etiketten mit der Nummer „B 208" und der Nummer „722“ sowie mit der handschriftl. Nummerierung „32/52“.
Mit einer Bestätigung von Dr. Isabelle Jansen, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 22.10.2024. Das Gemälde ist im Arbeitsheft der Künstlerin unter der Nr. B 208 verzeichnet. Es wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
Provenienz:
Nachlass der Künstlerin, verso mit dem Nachlassstempel;
Kunsthandel, Rheinland;
Privatbesitz, Süddeutschland, in den 1980er Jahren bei Vorgenanntem erworben.